Limelight für Sony

16.09.2008

Sony auf der IFA 2008 in Berlin: Das war kein Stand, sondern eine ganze Halle. Und Limelight hatte alle Hände voll zu tun

Die IFA gilt als weltweit größte Messe für Unterhaltungselektronik. Grund genug für Sony, in diesem Jahr in Berlin gleich die ganze Halle 4.2 zu buchen, eine Fläche von 10.000 Quadratmetern und damit gleichzeitig den größten Stand eines einzelnen Ausstellers auf der ganzen Messe zu realisieren. Während der Messe wurde der Stand von über 200.000 Menschen besucht.

Doch nicht nur bei der Größe konnte man punkten, der Stand selbst war in jeder Hinsicht ein Ereignis, ein Event und eine Welt für sich.

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Adam Scott von der Agentur Freestate aus London arbeitete mit dem Produzenten Morris Lyda zusammen, Howard Hopkins war der Production Manager und Brian Edmonds sorgte für das Setdesign. Edmonds hat unter anderem etliche Sets für den Blockbuster „Herr der Ringe“ gebaut. Jetzt schuf er zusammen mit dem von Pink Floyd bekannten Lichtdesigner Marc Brickman eine unterkühlte Welt mit dicken weißen, schallschluckenden Böden, sanft gerundeten Formen und kahlen weißen Bäumen.

Für den reibungslosen Ablauf der gesamten Produktion und die Koordination der verschiedenen Gewerke war der technische Direktor Peter Mader von Limelight verantwortlich. Die Idee dahinter: Das Ganze ist ein weißes Blatt Papier, das Sony mit seinen Produkten mit Leben füllt.

Eine Herausforderung auch für Michael Kühbandner, als Lighting Director für die Production Company Limelight tätig, die wir im letzten Monat hier ausführlich vorgestellt haben.

Kühbandners Aufgabe war es, zwischen dem Lichtdesigner und der Produktion zu vermitteln und sich gleichzeitig um die Ausführung zu kümmern. Gezeigt wurde innerhalb einer knapp zehnminütigen Sequenz ein ganzer Tageslauf von der schwarzen Nacht über das Morgengrauen, das Hellerwerden bis zum gleißenden Mittag, den Nachmittag, die Abenddämmerung bis zur Dunkelheit.

Doch Thomson, Brickman und Kühbandner gaben sich nicht damit zufrieden, die Dimmer arbeiten zu lassen, am Sony-Stand gab es für Licht, Video und Ton eine komplette Choreographie, deren Faszination sich kein Besucher entziehen konnte, wenn er nur lang genug blieb, um sie zu bemerken: Die Sonne ging als Video langsam von Osten her in die Riesenhöhle des Standes auf, dann kroch das Licht tatsächlich durch den Raum, webte den Teppich des Tages, bis es am Ende nach Westen hinaus dämmerte und schließlich verlosch.

Jeder der Bäume spielte dabei mit, die Decken ebenso wie der Boden. Die Wände, die zum großen Teil aus Spiegeln bestanden, verhinderten, dass man – besonders in der Dämmerung – eine klare Vorstellung von der tatsächlichen Form und Größe des Raumes bekam, was durchaus beabsichtigt war.

Realisiert hat Limelight die große Idee mit einer gewaltigen Anzahl verschiedenster Moving Lights. Insgesamt spielten rund 200 Geräte zusammen, die ganze Produktpalette von Martin Professional, vom LED-Gerät über die MAC 700 bis zu den MAC 2000. Und die unterschiedlichen Lichtstärken und Farbtemperaturen wurden dabei geschickt genutzt, um den Sony-Stand tatsächlich zu einer eigenen Welt zu machen.

Angesteuert wurde die komplett timecode-gesteuerte Produktion von zwei GrandMAs im Regieraum, wobei eine rein als Backup diente. Vorab hatte man drei Switches im Raum verteilt, auf die man über W-Lan mit mobilen Rechnern zugreifen konnte. Damit ließ sich im Vorfeld von jedem Punkt aus an der Show arbeiten. Die MA NSPs wurden im Netzwerk über Glasfaserkabel angefahren, von da aus ging es mit DMX weiter zu den einzelnen Moving Lights.

Gut versteckt hatte man die vier Dimmer-Stationen mit jeweils 48 kW. Die gesamte Stromversorgung erfolgte über zwei 400-Ampere- und zwei weitere 200-Ampere-Stromkreise.

Für die Video-Technik war bei Limelight Roland Strutz zuständig, dessen vielschichtige Projektionen sich mit Kühbandners Licht zu einem Pas de Deux ergänzten: Bilder und Lichtfarben tanzten umeinander herum, ergänzten sich schließlich zu einem Gesamteindruck.

Strutz arbeitete mit einem Folsom-LC Controller, acht Encore-Prozessoren 3 ME und insgesamt acht Watchout-Systemen. Als Projektoren kamen insgesamt acht Barco XLM HD 30 DLP -Geräte zum Einsatz. Hierbei handelt es sich um die stärksten auf dem Markt befindlichen DLP-Beamer mit jeweils 30.000 ANSI Lumen. Diese erzeugten zwei riesige Projektionen mit 47 m Breite und 8,2 m Höhe. Zusätzlich waren noch zwei DH Triax-Kamerazüge von Sony HD 1500 und zwei Sony HD DomeCam im Einsatz. Alle Aufzeichnungen wurden im HD-Cam-Format durchgeführt. Strutz war denn auch mit der Technik voll zufrieden und nannte als größte Herausforderung „die Notwendigkeit, flexibel zu reagieren, da wir in der kurzen Aufbauzeit einiges immer wieder umstellen mussten“.

Die Choreographie ließ sich im Detail eben doch erst vor Ort klären, und da musste neben Licht und Video auch der Ton mitspielen. Hierfür war bei Limelight Marcel Petras zuständig, der schon seit 1991 für die Firma unterwegs ist.

Schon im Vorfeld entschloss man sich bei Limelight, diesen Auftrag zum Anlass für eine Neuinvestition in der Tonabteilung zu nutzen: Angeschafft wurde das neue Nexo Line-Array S12, und das gleich im großen Stil. Petras, für den Ton am Stand verantwortlich, erklärte die Entscheidung: „Wir haben das neue S12 von Nexo an geschafft, das zwischen dem kleinen S8 und dem großen ST-System angesiedelt ist. Das schien uns für diesen Stand optimal geeignet, weil es doch mehr Tiefen bringt als ein kleines System, aber trotzdem leichter und damit ideal für diese Location, wo das große System schon vom Gewicht her gar nicht möglich gewesen wäre.“

Insgesamt elf Arrays mit rund 46 Boxen wurden verbaut, in den Mitteltürmen und links und rechts der Bühne. Technische Probleme gab es dabei nicht, meinte Petras: „Die Boxen laufen jetzt seit drei Wochen durch, das einzige, was Probleme hatte, war ein Switch, der ausgetauscht wurde, ansonsten lief und läuft alles problemlos..

Die Tonregie hatte man aufgeteilt: In einen kleinen versteckten Raum in einer Säule gleich neben der Bühne und den Regie-Raum oben, wo auch Licht und Video ihren Platz hatten. In der Säule stand ein Yamaha LS9, hauptsächlich gedacht für die Live-Auftritte am Stand während der Publikumstage. So spielte hier beispielsweise David Garrett, der „schnellste Geiger der Welt“.

Oben in der Regie hatte man ein Yamaha M7CL verbaut, wobei alle Systeme in einem Ethernet-System vernetzt wurden: Glasfaserstrecken führten von der Hauptregie hinunter zur kleinen Regie, von dort ging es über Netzwerkkabel zu den Verstärkern oder Mikrofonwandlern. Einstreuungen oder Brummprobleme waren somit am Sony-Stand kein Thema.

Petras ergänzt: „Dadurch besteht auch die Möglichkeit, von beiden Pulten den Input auf die Verstärker zu schicken, was analog nicht möglich ist. Ich kann sagen, in der Situation kriegst du von dem Pult das Signal und in der anderen Situation eben vom anderen Pult.“ Zudem bestand die Möglichkeit, beide Pulte vom Saal aus fernzubedienen, man konnte also – wie beim Licht – vom jedem Punkt des Raumes zusammen mit der Regie die nötigen Änderungen vornehmen und das Resultat auch sofort überprüfen.

Während des normalen Messe-Betriebs lief auch der Ton automatisiert als Dauerschleife von einer Festplatte, morgens erwachten die Vögel, das Rauschen des Tages erhob sich allmählich, bis es am Ende wieder still wurde zur Nacht. Eine Ruhe, die sich Petras auch während des Aufbaus öfter gewünscht hätte. So meinte er auf unsere abschließende Frage nach den größten Problemen während des vierwöchigen Aufbaus: „In der Abteilung Ton ist eigentlich immer alles problemlos gelaufen, außer, dass wir leider nie Ruhe im Saal hatten, um uns das anzuhören, was wir uns anhören wollten. Aber das ist ja meistens so, dass man der letzte in der Runde ist.“

Der „Enchanted Forest“ wie man die Rauminstallation bei Sony nannte, war naturgemäß nur ein Teil des Gesamtstandes, wenn auch der größte. Um diese Welt herum hatte Sony mit vielen Helfern eigene Systeme von Vitrinen und Regalen gestellt, in denen die bahnbrechenden Messe-Neuheiten gezeigt wurden: Von der kleinsten HD-Videokamera über den flachsten Fernseher bis zu digitalen Bilderrahmen in verblüffender Qualität reichte das Spektrum der gezeigten Produkte.

Hier hatte man sich bei der Beleuchtung für eine Mischung aus Tungsten- und Tageslicht entschieden, um die Kontraste besonders hervorzuheben. Dafür kamen beispielsweise rund 70 ETC-Source-Four-Profiler zum Einsatz, die alle Regale und Ausstellungskästen beleuchteten.

Im Business-Bereich, einer riesigen Lounge mit Bar und Gastronomie im eingebauten oberen Stock, sorgten rund 40 PAR-Scheinwerfer für das Grundlicht, während 20 der hauseigenen LimeLEDs von Limelight – elegante Lichtsäulen auf LED-Basis – hier die optischen Akzente setzten.