Mit dem Nuovo Teatro dell' Opera di Firenze wurde am 21. Dezember in dem modernen Veranstaltungskomplex mit Musikern von Weltrang ein neues Opernhaus eingeweiht. Für ein gutes Klangerlebnis in dem avantgardistisch anmutenden Saal zogen die Akustiker der Müller-BBM alle Register.
Noch hat der Ort, der etwas außerhalb des historischen Stadtzentrums von Florenz liegt und sich schon bald als neuer Musik- und Kulturpark Italiens etablieren soll, den Charakter einer Baustelle. Fertig ist jedoch der Saal, der mit 1.800 Sitzplätzen in erster Linie als Opernsaal dienen wird - und für diese Nutzung nun auch die bestmöglichen akustischen Voraussetzungen mitbringt.
Dabei stellte Architekt Paolo Desideri die Münchener Raumakustiker vor eine besondere Herausforderung: "Die Architekten haben eine sehr moderne Interpretation des historischen Rangtheaters in Hufeisenform gewählt", beschreibt Akustiker Jürgen Reinhold die Raumsituation, die ihn und seine Kollegen von der international tätigen Ingenieurgesellschaft Müller-BBM GmbH aus Planegg bei München in Florenz beschäftigte: "Diese Form des Saales hat unser akustisches Konzept maßgeblich geprägt."
So elegant die Erscheinung des Opernsaales, der wie eine Ellipse wirkt, so eng der vermeintliche Spielraum, den die geometrische Architektur den Akustikern ließ. Doch Reinhold und Kollegen fanden eine ausgeklügelte Lösung: "Eine Besonderheit des Theatersaales ist, dass seine visuelle Raumform nicht dem akustisch wirksamen Raum entspricht", verrät Jürgen Reinhold. "Wir haben raumseitig ein akustisch vollständig transparentes feines Netz geplant. Dahinter verbirgt sich die altbewährte Rechteckform, die den Raumabschluss bildet."
Hinter dem Netz sind die akustisch wirksamen Elemente und Oberflächenstrukturen vor den Blicken der Zuschauer versteckt. Darunter beispielsweise Diffusoren zur Schallstreuung mittlerer und hoher Frequenzen oder horizontale Lamellen, die in Verbindung mit den vertikalen Wänden Reflexionen ins Publikum lenken. Die Rundungen des Saales bleiben damit optisch erhalten, doch der Klang verhält sich wie in der akustisch bewährten Rechteckform eines Konzertsaales.
Jürgen Reinhold, der schon dem Moskauer Bolschoi Theater und Venedigs Teatro "La Fenice" zur Wiedererlangung einstiger Klangbrillanz verhalf, setzte außerdem auf das schwingfähige Material Holz: "Wir haben eine Konstruktionsweise aus den Opernhäusern des 18. und 19. Jahrhunderts aufgegriffen, die in den vergangenen Jahrzehnten häufig in Vergessenheit geraten war", erklärt Jürgen Reinhold.
"Sämtliche Zuhörerplätze werden von einer reinen Holzkonstruktion getragen. Die Tragbalken aus Holz sind mit einer 45 Millimeter dicken Holzplatte aus Fichtenholz abgedeckt, die wiederum das Eichenparkett aufnimmt."
Der neue Parco della Musica e della Cultura, wie der Kulturkomplex offiziell heißt, wird die neue Heimat der Maggio Musicale Fiorentino und soll Platz für 5.000 Gäste in drei parallel nutzbaren Veranstaltungsbereichen bieten: dem Opernsaal - genannt Teatro dell'Opera - mit 1.800 Plätzen, einem Konzertsaal mit 1.000 Plätzen und der sogenannten "Cavea", einem Open-Air Auditorium auf dem Dach für 2.200 Zuschauer.
Ein weiterer Aufgabenbereich der Akustiker: "Für den parallelen Spiel- und Probenbetrieb ist es sehr wichtig, die optimale akustische Trennung zwischen den drei Bereichen herzustellen", berichtet Jürgen Reinhold. Zwischen Opern- und Konzertsaal konnte die Schalldämmung durch eine möglichst weite räumliche Trennung der beiden Veranstaltungsräume sowie durch eine Akustikfuge zwischen beiden Gebäudekomplexen erreicht werden.
Die Ingenieure haben auch für eine mögliche breitere Nutzung des Opernsaales vorgesorgt. So verbergen sich in Hohlräumen Stoffvorhänge, die bei Bedarf hinter dem Netz heruntergelassen werden können. Das verkürzt die Nachhallzeit und ermöglicht Musikdarbietungen aus dem Rock- und Pop-Bereich.
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