Lawo modernisiert TV-Regie

02.07.2013

Haupt- und Nebenregie beim RBB Potsdam mit je einem mc²56-Pult von Lawo ausgestattet.


 

Neue Schnittsysteme, neues Produktions- und Redaktionssystem und eine Videowand aus zwölf Plasma-Monitoren: die neue Fernsehregie des Rundfunks Berlin-Brandenburg (RBB) ist nicht wiederzuerkennen. Wo früher zum Teil noch alte Röhrenmonitore ihren Dienst taten, hat modernste Technik Einzug erhalten. Das war auch notwendig, denn die gesamte Produktion soll 2014 am Standort Potsdam auf HD umgestellt werden.

 

Bildregie beim RBB Potsdam
Auf HD bestens vorbereitet: Die neue Bildregie beim RBB Potsdam.

 



Ein besonderes Augenmerk galt dabei der Tontechnik.
Nach Abschluss einer europaweiten Ausschreibung entschied sich der RBB schließlich für den Generalunternehmer sono Studiotechnik mit Produkten von Lawo. Im Mittelpunkt stehen zwei mc²56-Pulte, die in Zukunft für feinsten Klang sorgen werden. "Es gibt bereits Lawo-Systeme im Haus, mit denen man sehr gute Erfahrungen gemacht hat, und der einheitliche Systemkern ist natürlich auch von Vorteil", so Projektleiter Stoffer Geiling von der FlyingEye GmbH.

In der Hauptregie kommt ein Lawo mc²56 mit 32 Fadern (16-16C) zum Einsatz. Die komplett ausgestattete Regie ermöglicht sowohl einen manuell gefahrenen Betrieb mit voller Besetzung als auch eine Teilautomation. Über das installierte Automationssystem können alle relevanten Geräte wie das Lawo-Mischpult, die Audio- und Videokreuzschienen, der Bildmischer, das Studiolicht, der Playout-Server, der Schriftgenerator, der Studioserver und weitere Geräte automatisiert abgefahren werden.
 

 

Lawo-Pulte in der neuen Tonregie beim RBB Potsdam
Manuell oder automatisiert: Die neue Tonregie kann beides problemlos.

 


Die Nebenregie verfügt über das zweite Lawo mc²56 mit 16 Fadern (16C). Aus dieser Regie, die für einen automatisierten Betrieb mit einer Minimalbesatzung gedacht ist, werden kleinere News-Elemente gefahren und Voraufzeichnungen getätigt. Vom Kern her sind Haupt- und Nebenregie gleich aufgebaut, nur hat die Hauptregie mehr Fader auf der Pultoberfläche. Insgesamt handelt es sich um ein vernetztes System mit dem Automationssystem Aveco. Die beiden 8k-Router sind mit je sechs MADI-Netlinks ausgestattet. Beide Pulte können im Havariefall für das jeweils andere einspringen. "Die Programmierung der Regieautomation ist einfacher, wenn sie nur für einen Mischpulttyp realisiert werden muss. Und das bedienende Personal tut sich auch leichter, wenn identische Systeme verwendet werden", so Geiling weiter.
 

 



Alles auf einmal

Die besondere Herausforderung bei diesem Projekt lag darin, dass sehr viele Veränderungen gleichzeitig passierten. Besonders die veränderten Arbeitsabläufe durch die Automation erforderten eine genaue Planung und ein gründliches Erarbeiten der idealen Workflows, um zu verhindern, dass Mitarbeiter überfordert und frustriert sind. "Eine Regie lebt nicht alleine – wichtig ist auch, wie es rein geht, und wie es raus geht. Bei so vielen Veränderungen muss das alles sehr genau aufeinander abgestimmt werden", erläutert Geiling.

Ziel war, dass möglichst alle Mitarbeiter unter dem Strich zufrieden mit den Neuerungen sind: "Es hat sich gezeigt, dass sich die Investition in eine ausgiebige Probezeit absolut lohnt. Umso mehr Ruhe hat man später beim Sendestart. Und umso routinierter sitzen alle Arbeitsabläufe später, wobei sich in diesem Fall drei Monate als perfekt herausgestellt haben", so Geiling weiter.
 

 

Die drei Phasen der Umstellung

Der Probebetrieb wurde in drei Phasen – genannt blaue, gelbe und rote Phase – von jeweils einem Monat unterteilt. Bei Start des Probebetriebes war alles funktionstüchtig, die Geräte waren fertig montiert, alle Schnittstellen liefen.

In der blauen Phase wurden technische Anpassungen realisiert und die Regieautomation wurde optimiert. Die Regisseure konnten sich an das neue Studiosetup gewöhnen. Neue Abläufe für das Zusammenspiel des Redaktionssystems Open Media und der restlichen Technik mussten eingeübt und optimiert werden.

In der gelben Phase wurden Elemente der Sendung geprobt: verschiedene Einstellungen, Übergänge, das Einbinden der Monitore im Studio.

In der roten Phase galt es, parallel zur laufenden Sendung "zibb – Zuhause in Berlin und Brandenburg" möglichst komplette Durchläufe zu realisieren: "In dieser Sendung finden Wechsel statt zwischen Einspielern, vorproduzierten Beiträgen und Liveaktionen im Studio statt. Die Einspieler werden automatisiert gefahren. Alles, was live im Studio passiert, wird manuell von der Besetzung der Regie gefahren", erklärt Geiling.

 



In der letzten Woche der roten Phase wurde "zibb" komplett parallel gefahren. Aus dem bisher genutzten Studio und aus dem neuen Studio mit der neuen Hauptregie: "Das Ganze als geprobter Ernstfall, mit identischem Sendungsstart und Sendungsende – nur statt auf Sendung auf einen Abschlusswiderstand", so Geiling weiter.

Dabei herrschte eine enge Kommunikation zwischen der Technik, der Redaktion und dem Aufbauteam: "Wir konnten ganz offen und klar miteinander sprechen. Das hat wirklich außergewöhnlich gut funktioniert. Die Leitung teilten sich der Fernsehbetrieb und die Redaktion. Wenn die Redaktion mal eine Vorstellung hatte, die sich nicht realisieren ließ, dann haben wir uns gemeinsam hingesetzt, und etwas anderes überlegt. Die Redaktion redete mit der Technik, die Technik mit der Redaktion. Es herrschte eine sehr faire, produktive Stimmung."
 

Dieses Projekt, mit der guten Kommunikation und der detailliert geplanten, langen Pilotphase, könnte in den anderen Häusern Schule machen.

 

"Hätten wir uns nicht zusammengerauft, offen und ehrlich miteinander gesprochen und wären wir nicht immer aufeinander eingegangen, hätten wir ein solches Projekt, mit so vielen gleichzeitigen Neuerungen und so vielen beteiligten Gewerken, niemals so erfolgreich realisieren können. Es war eine tolle Gemeinschaftsleistung. Besonders stolz sind wir auf den Regieraum, der nicht wie ein Technikraum aussieht, sondern eine sehr angenehme Arbeitsatmosphäre erzeugt", so Geiling abschließend.
 



 


Flying Eye GmbH

Die Flying Eye GmbH ist eine international tätige Managementberatung mit Spezialisierung auf Aufgabenstellungen der Medien- und IT-Branche. Gemeinsam mit den Kunden werden Organisationskonzepte und Systemlösungen entwickelt und umgesetzt.
www.flyingeye.de
 



sono Studiotechnik

Seit mehr als 25 Jahren leistet sono Studiotechnik kundenspezifische Beratung und Dienstleistungen.
Das Geschäftsfeld umfasst Systemplanung und Integration, Rental und Vertrieb für alle Bereiche der Video-, Broadcast-IT-, Audio-, Intercom- und Systemtechnik.
www.sono.de

 


Lawo AG


Lawo, mit Hauptsitz in Rastatt, ist Spezialist für die Entwicklung, das Design und den Bau von digitalen Mischpulten und Routingsystemen für Hörfunk und Fernsehen sowie Live-Anwendungen. Neben Audio-Produkten liefert Lawo auch Video-Equipment für den Broadcast-Bereich. Hohe Qualitätsansprüche und innovative Technik verbinden sich mit mehr als 40 Jahren Erfahrung auf dem Gebiet der professionellen Broadcast-Technik.
www.lawo.de
 

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