Hightech im Auswandererhaus

03.09.2007

Das Deutsche Auswanderhaus in Bremerhaven präsentiert Geschichte mit Hilfe der RFID-Technik von ASC Amptown Sound & Communication.

Die Auswanderung deutscher Emigranten in die USA innerhalb zweier Jahrhunderte ist das zentrale Thema des Deutschen Auswandererhauses in Bremerhaven. Seit der Eröffnung im August 2005 werden den Besuchern dort die einzelnen Stationen der Auswanderung unserer Vorfahren auf über hundert Hör- und Schaustationen transparent gemacht. Die Besucher haben darüber hinaus die Möglichkeit, über fünf verschiedene internationale Auswanderer-Datenbanken Auskünfte nach ausgewanderten Verwandten und Vorfahren kostenlos abzufragen.

Im Mai 2007 erhielt das Museum vom europäischen Museumsforum den jährlich verliehenen Museumspreis „Europäisches Museum des Jahres“ aufgrund der besonders gelungenen emotionalen Vermittlung von Geschichte über lebendige, visuelle Rekonstruktionen und multimediale Inszenierungen.
 
Einen wesentlichen Beitrag für deren erfolgreiche Umsetzung des Medienkonzeptes im größten europäischen Erlebnismuseum zum Thema Auswanderung leistete die Firma ASC aus Hamburg. Das Medienkonzept wurde vom Generalplaner des Hauses, Studio Andreas Heller in Hamburg, im Auftrag der BEAN, der Bremerhaven Entwicklungsgesellschaft mbH & Co. KG entwickelt. In Zusammenarbeit mit der Projektleiterin Marina Eismann, Kunsthistorikerin und Informatikerin bei Studio Andreas Heller, setzte ASC das speziell entwickelte RFID gestützte „Audio Stream-Client System“ um, das mit den RFID-Eintrittskarten des Deutschen Auswandererhauses getriggert wird.

ASC installierte die Erlebnis-, Informations- und Recherchefunktionen zum Thema Emigration. Es werden nun aktuell weitere 17 Hörstationen und eine Videostation erlebbar, abrufbar und probierbar mit Hilfe der von ASC eingebauten RFID-Technik.

Das Deutsche Auswanderer- haus befindet sich dort, wo über sieben Millionen Auswanderer Bremerhaven in Richtung Übersee verließen, am Kai des Neuen Hafens. Die komplett begehbare Ausstellung beinhaltet detailgenaue Raumkonstruk- tionen mit szenischen Kulissenbauten sowie multimediale Konzepte mit Sound- und Lichtdesigns für alle Räume. Diese spiegeln das historische Ambiente der Emigrationszeiten zwischen 1830 und 1974 wider. Der Besucher wird in die Situation eines Auswanderers versetzt. Vom Verlassen der Heimat, von der Überfahrt bis hin zur Ankunft und zum Leben in Übersee mit allen damit verbundenen emotionalen Aspekten wie Angst vor dem Unbekannten, Hoffnung, Entbehrungen, Gefahren und Veränderungen aufgrund neuer, überraschender Lebensräume.

Mit seiner Eintrittskarte, dem so genannten „Boarding Pass“, bekommt der Besucher quasi ein intelligentes Ticket mit einer „Ticket-ID“. Er hält diesen „Boarding Pass“ gegen eine markierte Stelle und kann seine Reise durch die Zeit beginnen. Durch Auswahl einer von 15 Auswanderer-Biografien hat der Museumsgast die Möglichkeit, deren Lebensgeschichte an über 100 Hör- und Schaustationen abzurufen. Die Biografien können bis hin zur Neuzeit kontinuierlich verfolgt werden. Über weitere Medienstationen erfährt der Besucher mehr über die gesellschaftlichen Hintergründe. Technisch läuft dies über die Identifizierung über Radioquellen, kurz RFID Technik. RFID steht für die berührungslose Identifizierung, Lokalisierung sowie automatische Erfassung und Speicherung von Daten.

Mit Hilfe des von ASC entwickelten RFID-getriggerten Stream-Clientsystems“ und dem Boarding Pass werden sämtliche Auslöservorgänge an Hör- und Schaustationen umgesetzt. Gleichzeitig ist es möglich, auch lokal unterschiedliche Informationstiefen für einzelne Besucher an den Exponaten wiederzugeben. Dieser entscheidet sich für eine von 15 Leitbiografien in deutscher oder englischer Sprache. Die ausgewählte Biografie ist dann auf dem Boarding Pass mittels RFID kodiert. An den Hör- und Schau-Stationen kann entweder die volle Informationstiefe abgefragt werden oder – in Kurzform – ein anderer biografischer Beitrag. Das von ASC entwickelte RFID-Museumssystem ermöglicht an jeder Station das Schreiben von Daten zurück an die Server. Für die Zukunft entsteht so die Option, alle Stationen interaktiv aufzurüsten.

Zurzeit ist diese Interaktion am Beispiel einer Fotostation realisiert: Die Besucher kleiden sich in historische Gewänder, lassen sich in der entsprechenden Kulisse fotografieren und können das Bild später an der Kasse drucken lassen. Ihr RFID-Boarding Pass garantiert jeweils den Ausdruck des richtigen Fotos. Über eine RFID-Ticket-ID könnte sich der Besucher auch noch Wochen später über das Internet in die stetig wachsenden Auswandererdatenbanken einloggen und nach Verwandten recherchieren.

Michael Staats, Projektleiter ASC erläutert die Aufgabenstellung: „Die Entwicklung eines modernen Museumssystems inklusive der dazugehörigen Software und Hardware war von Beginn an die besondere Herausforderung für ASC in diesem Projekt. Dazu gehören vor allem der sichere Umgang mit der RFID-Technologie und deren sinnvoller Einsatz in den Museumsspezifikationen. Die einfach zu kodierenden RFID-Besuchertickets lösen alle Triggervorgänge in den über 100 Hör- und Schaustationen aus. Gleichzeitig werden alle Vorteile eines zentralen Server/Client Systems für die einfache Datenadministration von Audio- und Videodaten genutzt. Die Zuspielung erfolgt jedoch lokal, weil dann eine höhere Redundanz im System gegeben ist. Erweiterungen in der Planung sowie Änderungen im Content Management sind einfach zu ergänzen.

Die Erweiterung um die neuen Hör- und Schaustationen erfolgte seitens ASC innerhalb von zwei Nächten und beweist, wie einfach das System zu integrieren ist. Inzwischen hat es über 470.000 Besucherkontakte problemlos bewältigt und bewährt sich täglich aufs Neue. Zielsetzung war, dem Besucher und Gast durch die Echtheit der Kulissen sowie der Klang- und Lichteindrücke ein Höchstmaß an Authentizität zu vermitteln. Globale Migration ist ein wichtiges Thema, die Emigration nach Amerika ist im Deutschen Auswandererhaus bestens dokumentiert. Hier kann man die Umstände besonders lebhaft nachvollziehen. Durch ein im Maßstab 1:1 nach gebautes Ocean-Liner-Kino und einem dafür extra produzierten Dokumentarfilm versteht der Besucher nachhaltig die stets kritischen Begleitumstände von Emigration.“

Das Deutsche Auswandererhaus verfügt über mehrere Tagungsräume, die zu mieten sind. Alternativ bieten sich Räume mit Kulissenausstattung für diverse Events an. Sonderausstellungen in Verbindung mit dem Thema Emigration werden in regelmäßigen Intervallen in dafür vorgesehenen Räumlichkeiten realisiert. So wurde zum Bespiel im April 2007 die Auszeichnung des Deutschen Auswandererhauses als eines von 365 Orten für „Deutschland – Land der Ideen“, einer Initiative der Bundesregierung und der Deutschen Wirtschaft, im Hause durch ein historisches Dinner gefeiert.

Amptown Sound & Communication bietet integrierte Lösungen für Medientechnologie vom Consulting bis hin zum Service an. Mehr als 40 Mitarbeiter bestehend aus Beratern, Planern, Ingenieuren, Sales- und Service-Spezialisten arbeiten anforderungsgerecht und projektorientiert. ASC realisiert Systemlösungen für Eigenentwicklungen, Audio, Kommunikation, Video, Event und Broadcast und gehört zur Hamburger Amptown-Gruppe. Diese besteht des Weiteren aus der Amptown Cases GmbH, der Amptown Lichttechnik GmbH und der Amptown Verleih GmbH & Co KG.

www.amptown-asc.com

www.studio-andreas-heller.de

www.dah-bremerhaven.de